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Kunst ist jede produzierende Tätigkeit, welche der Mensch ausübt und die auf Übung, Talent, Wissen, Vorstellung und Wahrnehmung beruht. Demnach ist Kunst ein weitgefächerter Begriff, schließt die Redekunst genauso ein wie die Kampfkunst. Die Definition von Kunst hat sich im Laufe der Menschheitsgeschichte immer wieder verändert, da sich auch Schönheitsideale und die Vorstellung von Ästhetik änderten. Was wir heute unter dem Kunstbegriff zusammenfassen, sind die Bildende Künste – wie Malerei, Bildhauerei und Architektur.

Welche Definition von Kunst gibt es

Die Definition von Kunst hat sich im Laufe der Menschheitsgeschichte mehrfach geändert. Nicolas Poussin, ein Maler des 17. Jahrhunderts, definierte Kunst als: „Der Zweck der Kunst ist Genuss“. Eine Definition aus der viktorianischen Zeit definierte Kunst als: „Kunst wird aus Form und Schönheit gemacht“.

Folgt man beiden Definitionen muss Kunst immer schön sein und der Betrachter muss den Anblick genießen können. Doch diese Definition geht viel zu weit, da sie Kunstwerke ausschließt, welche ihrer Zeit voraus sind. Als Michelangelo seine Davidstatue am 25. Januar 1504 veröffentlichte, war die Skulptur sicherlich ein Meilenstein der Renaissancekunst gewesen.

Michelangelos David, Bildnachweis: Abel Jurado/shutterstock.com

Michelangelos David, Bildnachweis: Abel Jurado/shutterstock.com

Der David befand sich im Hof der Domopera von Florenz und sollte vor dem Palazzo Vecchio von Florenz ausgestellt werden. Der Transport dauerte vier Tage, da der Koloss etwa 12 Tonnen wog. Nachts kam es zu Angriffen auf die Skulptur. Denn der David war nackt und empörte die Florentiner. Nicht alle Bürger genossen den Anblick eines nackten Jünglings, wodurch die obere Definition „Kunst dient dem Genuss“ deutlich einbüßt.

Um die aufgebrachten Massen zu beschwichtigen, wurden die Genitalien des David abgedeckt. Noch heute findet man Skulpturen in Museen, bei denen die Genitalien abgebrochen wurden. Die Zerstörung zeigt deutlich, dass nicht jeder den Anblick solcher Skulpturen genoss.

Heute kann man sich darauf einigen, dass Kunst nicht schön sein und auch keinen Genuss entfachen muss. Vielmehr ist Kunst etwas, was gewisse Fähigkeiten oder Talente voraussetzt. Demnach entsteht Kunst nicht über Nacht, sondern fordert vom Künstler ein stetiges Üben und Ausprobieren.

Aber auch das reicht nicht. Denn Künstler wollen mit ihrem Kunstwerk auch etwas aussagen. Und zwar über die Umwelt und über sich. Demnach kann man Kunst als eine Tätigkeit begreifen, in deren Schaffensprozess immer eine Aussage steckt. Sobald ein Künstler irgendwo auf der Welt, irgendein Material nimmt, es formt – um damit eine Aussage zu formulieren – entsteht Kunst.

Welche Bedeutung hat Kunst noch

Kunst ist das Ergebnis eines kreativen Schaffungsprozesses, welcher auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellungskraft oder Intuition beruht. Im weitesten Sinne ist mit Kunst alles Menschengemachte gemeint. Das Adjektiv künstlich weist auf die menschliche Schaffenskraft hin. So sind künstliche hergestellte Produkte ein Gegenstück zu Naturprodukten, künstliche Umweltfaktoren sind menschengemachte Einflüsse auf Umwelt und Natur. Kunststoffe sind das Gegenstück zu Naturstoffen.

Woran erkennt man gute und schöne Kunst

Es gibt keine gute und schöne Kunst. Denn all das, was wir heute als schön empfinden – kann morgen schon unattraktiv wirken. Deshalb hütet sich jeder Kunstwissenschaftler davor, eine Bewertung vorzunehmen. Am Beispiel von Michelangelos Davidskulptur zeigt sich der Wechsel von Schönheitsauffassung sehr deutlich.

Ob der Betrachter die vorliegende Kunst als schön empfindet, liegt im Auge des Betrachters. Demnach sind Perspektiven für die Kunstwelt bedeutend. Damit ist zum Einen die Perspektivtechnik gemeint, welche der Künstler anwandte, aber auch die gedankliche Perspektive – welche Künstler und Betrachter einnehmen.

Als Schöne Künste bezeichnet man, die Literatur, die Musik und die darstellende Kunst mit Theater, Film und Tanz (Ballett, Musical). Aber die Schönen Künste sind auch alle Bildenden Künste, wie Architektur, Malerei und Bildhauerei.

Schöne Kunst sind demnach alle Produkte eines schöpferischen Schaffensprozesses, bei dem Dinge entstehen – welche über den normalen Gebrauchswert hinausgehen. Schöne Kunstwerke setzen ein bewusstes Reflektieren und Gestalten des Künstlers voraus. Die Medien (Leinwand, Papier, Holz, Marmor), welche dazu genutzt werden – sind zweitrangig.

In der Kunstgeschichte gab es lediglich eine Konstante. Und zwar die, dass sich Kunst und Schönheit permanent ändern. Die bedeutendsten Kunstrevolutionen wurden von Künstlergenies – wie Leonardo da Vinci, Claude Monet und Pablo Picasso – angestoßen. Jede Neuerung stieß anfangs auf Misstrauen, sogar auf Ablehnung und Empörung, konnte sich aber letztlich durchsetzen. Und schließlich wurde jede neue Komponente und Stilrichtung zu einer Messlatte für nachfolgende Generationen.

Warum ist Kunst wichtig

Kunst ist ein Abbild der Natur und Umwelt. Wenn wir uns die Kunstwerke der vergangenen Jahrhunderte anschauen, sehen wir die Welt von damals durch die Augen des Künstlers. Wir sehen, wie die Menschen lebten, was die Menschen für Kleidung trugen und wie sie dargestellt werden. Kunst ist demnach eine Wissenschaft, welche für die Geschichtswissenschaft bedeutend sein kann.

Aber Kunst hat auch kognitive Aspekte. Wie wir uns heute das Himmelreich oder die Hölle vorstellen, liegt daran – wie Künstler der Vergangenheit diese malten. Der Mensch nimmt den Großteil seiner Wahrnehmung über die Augen auf. Wir sind demnach sehende Wesen und Kunst gestaltet unsere Gedankenwelt bei Konzepten, welche man nicht sehen oder anfassen kann (wie z.B. Himmel und Hölle).

Was sind Merkmale der Kunst

Wie wir gerade festgestellt haben, kann Kunst praktische Alles sein. Dennoch gibt es ein paar Merkmale, an denen man gute oder erfolgreiche Kunstwerke erkennen kann. Diese wollen wir im Folgenden vorstellen.

Ausdruckstärke

Der Künstler drückt mit seinem Kunstwerk das aus, was er ausdrucken möchte. Es entsteht kein Zweifel darüber, was der Künstler gemeint hatte, als er das Kunstwerk schuf. Ausdruckstarke Kunst macht einen unmissverständlichen Standpunkt deutlich.

Michelangelos David war nackt, weil Nacktheit dem antiken Naturbild entsprach. Und Michelangelo hatte sich dem antiken Ideal verschrieben und zwar unmissverständlich.

Auslösungseffekt

Großartige Kunst löst etwa aus beim Betrachter. Die Gefühlspaletten kann dabei von unangenehm oder ekelhaft bis hin zu erstaunlich bis großartig sein. Kunst löst demnach ein Gefühl beim Betrachter aus.

Wie bereits beschrieben, war Michelangelos David keineswegs überall beliebt. Die Statue löste Erstaunen, Entsetzen und Empörung aus.

Der Koloss steht heute in der Accademia von Florenz. Die Besucher staunen heute noch über die imposante Skulptur, studieren die Herausarbeitung verschiedener Muskeln, Sehnen und Adern. Dass die Figur schwunghaft und gleichzeitig angespannt wirkt, versetzt die meisten Beobachter ins Staunen.

Überdauerung

Großartige Kunstwerke überdauern ihre Zeit. Eigentlich reifen sie sogar mit der Zeit. Die Kraft, welche vom Kunstwerk ausgeht, zieht immer wieder Menschen an, welche es betrachten wollen. Mit jedem Tag wächst die Strahlkraft des Kunstwerks. Großartige Kunst ist demnach nicht vergänglich und bleibt unvergesslich.

Wann entstand Kunst

Kunst entstand in der Steinzeit, also der Urgeschichte als noch keine Schrift existierte. Zu den ersten Kunstwerken gehörten die Höhlenmalerei und Kleinplastiken mit Darstellungen von Tieren oder kleinen Frauenskulpturen.

Auch Musikinstrumente wurden bereits in der Altsteinzeit erschaffen. Da diese Produkte keine direkten Nutzen für die Lebenserhaltung der Steinzeitmenschen erkennen lassen, werden sie als Kunst bezeichnet.

Neben dem modernen Menschen (Homo sapiens) war auch der Neandertaler zu Kunst fähig. Die älteste Höhlenmalerei befindet sich in Spanien. Dort trugen Neandertaler vor etwa 65.000 Jahren verschiedene Farbschichten an die Wände der Höhle von Ardales auf.

Wie veränderte sich Kunst während der Menschheitsgeschichte

Altertum

In der Urgeschichte und im Altertum war Kunst eher ein Handwerk und wurde auch so betrachtet. Die altertümliche Zeit in Südeuropa wird als Antike bezeichnet. Dort entstanden während des Altertums zwei Großreiche, welche wir als antikes Griechenland und römisches Reich kennen. In beiden Reichen kannte und würdigte man Kunst, aber nicht den Künstler. Denn man unterschied zwischen geistigen Fähigkeiten und handwerklichen Geschick.

Laut dieser Vorstellung waren Künstler, welche Skulpturen fertigten oder Wände bemalten, eher dem Handwerk verschrieben. Echte Künstler waren Philosophen, welche die Logik und Redekunst beherrschten. Dennoch war das antike Griechenland der Geburtsort des Individualismus. Großartige Geschichten von Helden, wie Herkules oder Odysseus, bezeugen die Herausstellung von individuellen Fähigkeiten. Und Künstlerphilosophen, wie Platon oder Sokrates, schafften mit ihrer Redekunst die Überdauerung bis in die Neuzeit.

Mittelalter

Im Mittelalter wurde der Mensch als Individuum abgeschafft. Stattdessen sollte sich der christliche Mensch seinem Gott unterordnen. Das Menschenbild des Mittelalters sah den Menschen demnach nicht als Individuum, sondern als Geschöpf von Gottesgnaden.

Es entstanden im Mittelalter zwar Kunstwerke, aber es gab keine Künstler- welche man würdigen wollte. Stattdessen sah man den Künstler lediglich als Handwerker, welcher mit Gottes Hilfe ein Kunstwerk erschaffen hatte. Bewunderte man das Kunstwerk, bewunderte man zugleich Gott für seine Schöpfungskraft.

Neuzeit

Die Kunst, wie wir sie heute kennen, wurde in der Renaissance (15. Jahrhundert) neu geboren. Der Humanismus rückte den Menschen in den Mittelpunkt des Geschehens und sorgte für eine Wiederbelebung des antiken Individualismus.

Anders war allerdings, dass die handwerklichen Künstler (Maler, Bildhauer, Architekten) plötzlich als Künstler begriffen wurden. Das Künstlergenie als Begriff entstand und jeder Renaissancekünstler strebte danach, seine Fähigkeiten zur Meisterschaft zu führen.

Während der Aufklärung (ab 1700) setzten sich Philosophen, wie Kant oder Hegel, mit dem Kunstbegriff auseinander. Sie definierten, was schön ist und beschrieben endgültig, was unter dem Begriff der Ästhetik zu verstehen ist. Ein Kunstmarkt entstand und künstlerisches Schaffen war Teil von Zeitungen oder Zeitschriften geworden.

In der Moderne wurde Kunst zur Massenware. Denn der Kunstmarkt etablierte sich immer weiter und verbreitete sich von Stadt zu Stadt. Es entstanden neue Kunst- und Stilrichtungen, welche entweder Kunst neu erfanden oder eine Rückbesinnung auf alte Werke vornahmen. So ist der Klassizismus eine Rückbesinnung auf die Antike, während der Barock oder Rokoko etwas Neues schaffen wollte.

Schon zur Reformationszeit (ab 1517) wurde Kunst als Propagandamittel genutzt, was in der Moderne beibehalten wurde. Während der NS-Diktatur (1933 – 1945) wurden einzelne Stilrichtungen als entartete Kunst bezeichnet, um diese offiziell zu diffamieren.

In der Gegenwart kam es zu einer Vermischung der verschiedenen Kunst- und Epochenstile, gepaart mit den neuen Medien. Kunst schließt heute auch die Fotografie und den Film ein.

Ist Kunst eine Wissenschaft

Die Kunstwissenschaft betrachtet Kunstwerke alter Meister, ordnet diese einem Künstler zu und rekonstruiert anhand des Kunstwerkes einen Auszug aus der Vergangenheit. Demnach ist Kunstwissenschaft eine Geisteswissenschaft, genauso wie die Geschichtswissenschaft.

Beide Disziplinen profitieren voneinander, da Erkenntnisse aus dem einen Fachgebiet ins andere einfließen. Es findet demnach ein Austausch statt. Für die Geschichtswissenschaft können Kunstwerke als historische Quelle herangezogen werden und Kunsthistoriker müssen die Kunstwerke, gedanklich in die Begebenheiten ihrer Zeit einordnen können.

Da die Kunstwissenschaft immer den Blick in die Vergangenheit wahrt, wird sie heute als Kunstgeschichte bezeichnet.

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